Samstag, 24. Januar 2009
 
Mach ma Listen! Mach ma Zuchtanstalten! Täterschutzprogramm Teil II PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von Hans G. Zeger, ARGE Daten   
Dienstag, 13. Mai 2008

Anlassfälle jeglicher Art dienen immer rascher als Vorwand für neue Listen - Täterschutzprogramm Sexualstraftäterdatei - BM Berger wünscht Spielplatz-Cops - institutionalisierte Gewalt gegen Kinder durch Westenthaler-Vorschlag? - aus Land mit Evidenzwahn (© Jesionek) wird Land mit Zuchtanstaltenwahn.


Statt Lösungen neue Listen

Mehr Evidenzen braucht das Land, ist man angesichts der Amstettener Vorkommnisse versucht zu rufen. Die verantwortlichen Behörden stellen sich schon nach zwei Tagen Persilscheine aus, Politiker unterstützen dies wortGEWALTig. Als Ultima Ratio werden neue Listen angekündigt.

Listen, in die der typische Leitkultur-Österreicher mit seinem autoritären Gehabe, seinen sexistischen Witzen und augenzwinkernd vorgetragenen Gewaltbereitschaft gegen seine Familie, die er "im Griff hat", gar nicht hineinpasst.

Evidenzen, Listen und Karteien sind bei Politik, Behörden und Bevölkerung äußerst beliebt. Sie suggerieren Übersicht, Kontrolle, Vollständigkeit, Identifikation des Bösen und sie erleichtern das Handeln. Wer auf der Liste steht, ist böse, wer nicht darauf steht ist gut. Listen sind das alttestamentarische Gut-Böse-Schema des Informationszeitalters.

Jemand bewirbt sich als Kindergärtner, Erzieher, Lehrer, Jugendbetreuer, um eine Stelle, bei der er mit Kindern zu tun hat, jemand sucht um Adoption an. Wird geprüft, ober diese Person auch tatsächlich mit Kindern umgehen kann, welche Motive sie treiben? Nein. Aber, schau ma in eine Liste! Ist er drauf, dann weg mit ihm, ist er nicht drauf, dann ist er ja unbescholten, befähigt und alles rechtlich abgesegnet. Und niemand trägt mehr Verantwortung.

Das macht Verwaltung einfach und letztlich auch automatisierbar, Bewerberdaten mit Listen abgeglichen, dass kann jeder Computer, da brauchen wir keine Menschen dazu.

Perfektes Täterschutzprogramm

Seriöse Schätzungen gehen bei sexuellem Missbrauch von Kindern von einer Dunkelziffer von 1:18 aus, also nur jeder achtzehnte Übergriff auf Kinder wird bekannt. Nur bei jeden siebentem bekannten Fall kommt es zu einer Verurteilung. Man sollte sich auch vor Augen halten, dass zwischen der subjektiven Tatwahrnehmung von Opfern und dem juristischen Täterbegriff Welten liegen, Welten die in einer Täterdatei unbeachtet blieben.

Welchen Zweck soll eine neue Straftäterdatei haben, außer populistische Hass- und Rachegefühle zu befriedigen, wenn (1) die meisten Täter nicht erkannt werden, (2) zu den meisten erkannten Tätern keine Verurteilungen erfolgen und (3) die meisten Täter Familienangehörige sind?

In einer derartigen Datei wäre dann gerade jeder 126. Täter, also weniger als ein Prozent enthalten. Täter, von denen nach Aussagen von BM Berger die einschlägige Rückfallsquote mit 4% gering ist. Doch wie groß ist die Wiederholungsquote jener 125 Täter, die unerkannt oder ohne Verurteilung bleiben? Wohl ein Vielfaches höher, signalisiert ihnen doch die Gesellschaft jeden Tag, dass ihr Tun sanktionslos bleibt.

Eine derartige Datei kann nur als perfektes Täterschutzprogramm bezeichnet werden. Was wird in Zukunft passieren? Die Behörden haben "ihre Pflicht erfüllt", wenn sie nachsehen, ob jemand in dieser Liste enthalten ist. Wenn nicht, ist ja alles bestens, kein Eintrag, keine Tat, keine Gefahr. Wenn nur ein verschwindender Bruchteil der tatsächlichen Täter in dieser Datei enthalten ist, wird es alle anderen "freuen", sie können noch sicherer als bisher vor Entdeckung sein.

Die immer weniger werdenden Sozialarbeiter, Fürsorger, Mediziner oder Jugendbeamten, die nicht nach Listen arbeiten, sondern sich jeden Fall individuell ansehen, prüfen und auch kritische Fragen stellen, werden es dann noch schwerer haben. Wozu Zeit mit einer individuellen Erhebung bei einem Adoptionsansuchen, bei einer Stellenbewerbung verschwenden, da gibt es doch eine Liste und wer nicht drauf steht, ist - gesetzlich verbrieft - kein Täter.

Unsäglicher Kinderspielplatz-Sager von BM Berger

Am 7. Mai 08 versteigt sich Frau BM Berger im Standard zur Ankündigung, dass in Zukunft Polizisten Kinderspielplätze observieren sollen.

Eine derartige Aussage kann offenbar nur jemand machen, der Kinderspielplätze nur vom Hörensagen kennt und sie daher vornehmlich unter dem Blickwinkel gefährlicher Anlagen wahrnimmt.

Spielplätze sind keine Zuchtanstalten, sondern wenige, allzuwenige Freiräume der sozialen Begegnung, ein Experimentierfeld für die Heranwachsenden um eigenständige Erfahrungen sammeln zu können. Spielplätze sind durch Gruppendynamik und soziales Lernen geprägt. Spielplätze sind aber keine Wattekisten, immer wenn Menschen zusammen kommen, wird es auch Konflikte, Streit und Auseinandersetzungen geben, werden Grenzen ausgetestet, da wird man auch schon mal mit einer blutigen Nase oder einem aufgeschürften Knie rechnen müssen. Auch das eine oder andere nicht druckreife Wort, manche Beleidigung wird - nicht nur zwischen den Kindern - gewechselt.

Was soll in einem derartigen Umfeld ein Polizist? Soll er bei all den Prügeleien und Beschimpfungen tatenlos zusehen, er hat sich ja nur um auffällige 'Onkel' zu kümmern? Dann wird er wohl rasch zur Lachnummer des Platzes. Greift er aber ein, dann wird er Partei und rasch zwischen die Fronten einer komplexen Sozialdynamik geraten. Und wie wird er dann auf die vielen älteren Männer reagieren, die auch in den Parks sitzen, sich auch in der Nähe von Kinderspielplätzen an ihre Jugend erinnern wollen. Die wird er wohl kaum unbehelligt sitzen lassen können, denn es könnte ja ein Täter darunter sein und dafür ist er ja auf den Kinderspielplatz geschickt worden.

Und wie können Kinder frei und kreativ spielen, wenn sie daran erinnert werden, nur ja brav zu sein, da ansonsten der "Herr Wachmann" einschreitet?

Im übrigen wird sich auch jeder vernünftige Polizist missbraucht fühlen. Er hat eine langwierige juristische, psychologische und technische Ausbildung absolviert, um Delikte und Täter identifizieren zu können. Was soll er mit diesen Fertigkeiten am Spielplatz, nur um populistische Gelüste einzelner Politiker zu befriedigen? Jeder Polizist wird sich deplaziert und demotiviert vorkommen.

Nach Schulen, Spitälern, Parks und Sportanlagen sollen nun auch Kinderspielplätze zu Zuchtanstalten mit totaler Kontrolle umgebaut werden. Frau BM Berger wurde in einem Brief zur Stellngnahme aufgefordert.

Weit fortgeschrittene politische Gewaltbereitschaft

Dass manche Politiker mit zwangsweiser - offenbar intimer - Untersuchung von Volksschulkindern offenbar Gewalttätigkeit gegen Bürger als Standardmittel der Politik sehen, sei nicht weiter kommentiert. Es darf uns jedoch nicht wundern, wenn bei Nazi-Methoden Österreich im Ausland ins Nazi-Eck gestellt wird.

Brief an BM Berger: ftp://ftp.freenet.at/sic/berger-kinderspielplatz.pdf

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